Rüdiger W. Dünnebier
 

Die Stadtpfarrkirche St. Gangolf

1751
-
Eine große lichte Halle, nicht zu kostbar -, so lautete der Bauauftrag für  unsere Pfarrkirche St. Gangolf, den Oberamtmann Franz Wolfgang von  Ostein zuerst an Einheimische Meister gab. Deren Entwürfe sagten ihm  jedoch nicht zu und er gab Auftrag an den Planer Alexander Jakob Schmitt aus Mainz. Unter der Leitung des Maurermeisters Franz Höfflein/Höfele aus Gruppenbach wurde 1751 mit dem Bau begonnen, schon nach zwei Jahren fertig gestellt und am 4. November 1753 vom Bruder des Oberamtsmannes  dem Erzbischof und Kurfürst von Mainz - Johann Friedrich Karl von Ostein eingeweiht.

Vergleicht man die prunkvoll ausgestattete Abteikirche mit der Stadtpfarrkirche, so fällt auf, dass die Stadtpfarrkirche viel weiträumiger, heller und klarer gebaut wurde. Trotz der wenigen Jahre die zwischen dem Bau der  beiden Kirchen liegen (Abteikirche 1747 - Stadtpfarrkirche 1753) ist die Stadtpfarrkirche eine Übergangsform vom Spätbarock-Rokoko zum Klassizismus.

Was in der Abteikirche echter Stuck ist, ist hier nur Illusionsmalerei d. h. alle Rahmen und Wölbungen sind nur gemalt. Der helle, feierliche  Raumeindruck wird durch die hohen Fenster, der hellen Tönung von Wänden  und Pfeilern, dem Weiß und Gold der Marmorfarben an Kanzeln und Altären bestimmt. Vollendet wird dieser feierliche Rahmen durch die Decken von Johann Zick aus dem Jahre 1753 (Signatur im
Hauptgemälde). Die Fresken von Joh. Zick zählen zu den Spitzenleistungen im Spätbarock. Sie gewannen zusätzlich an Bedeutung durch den Verlust der Gemälde im Schloß zu Bruchsal und in der Kirche von Grafenrheinfeld.
Zur rechten Kanzel führt keine Treppe, sie ist noch nie benutzt worden. Die Orgel: Sie ist nicht vergleichbar mit der herrlichen Barockorgel der  Abteikirche. Gebaut wurde sie für das Kloster in Neustadt am Main, dort  spielte auch der junge Mozart dieses Instrument. - Sie wurde 1805 für  die Stadtpfarrkirche gekauft. Ursprünglich hatte die Orgel 32 Register,  heute noch 21 mit 1500 Pfeifen - gebaut von der Orgelbauerfamilie  Hoffmann, renoviert von der Familie Fleugels aus Hardheim.
Die Kristallleuchter sind Sonderanfertigungen aus Murano, nach einem Entwurf von 1750.